Unter der Hand. Zur materiellen Kultur der Neuen Typografie
Flugzeuge, Autos, Eisenbahnen; Filme, Fotos, und Leuchtreklamen – dies die Medien, die gemeinhin mit den typografischen Umwälzungen der 1920er in Verbindung gebracht werden. So plötzlich diese Ikonen der Moderne dem Menschen gegenüberstanden, so schlagartig sah er sich konfrontiert mit neuartigen Collagetechniken, Groteskschriften und markanten Farbkontrasten. Denn das durch ‚Neue Medien‘ provozierte ‚Neue Sehen‘ verlangte auch von grafischen Objekten, die visuelle Wahrnehmung zu beschleunigen. Überspitzt formuliert lautet so der designhistorische Blick auf die Neue Typografie. Dieser entspringt den Schriften der Typografen selbst, verorteten sie sich doch bereits damals gerne im Diskurs übers ‚Neue Sehen‘. Was aber, wenn man sich von den Grafiker-Texten löst und stattdessen deren Materialien und Praktiken in den Fokus nimmt? Was, wenn man die gestalterischen Reflexionen nicht für bare Münze nimmt und stattdessen die stummen Artefakte, die zur Produktion verwendet werden oder aus ihr ergehen, in den Blick nimmt?
Dann entsteht ein Bild der Neuen Typografie, das diese nicht einfach als Revolution zu erkennen gibt; vielmehr war sie der Endpunkt einer Entwicklung, die ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Schrift, Papier, Möbel und das Büro grundlegenden Veränderungen unterzog. Der Wandel der Schrift war einerseits geprägt durch die sich herausbildende experimentelle Phonetik und andererseits durch neue Medientheorien. Für die Standardisierung von Papier wiederum, stellen sich epistemische Grossprojekte als bedeutsam heraus, die versuchten, das Wissen über die ganze Welt in Bibliotheken zu vereinen. Diese versetzten ihrerseits die Möbelgestaltung unter Druck. Diesen Veränderungen diente das Büro als Kristallisationspunkt. Das neuartige Dispositiv zog in den 20ern die Aufmerksamkeit der Arbeitswissenschaften auf sich. Während diese mittels Eignungstests und ‚rationalem‘ Bürogerät die ‚Geistesarbeit‘ effizienter machten, brachten sich Gestalter mit ihren Artefakten in die Rationalisierung der Büroarbeit ein. Insofern stand nicht bloss das Sehen auf dem Spiel – tatsächlich ging es der Neuen Typografie um das Zusammenspiel von Papier und sämtlichen Sinnen.
Dann entsteht ein Bild der Neuen Typografie, das diese nicht einfach als Revolution zu erkennen gibt; vielmehr war sie der Endpunkt einer Entwicklung, die ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Schrift, Papier, Möbel und das Büro grundlegenden Veränderungen unterzog. Der Wandel der Schrift war einerseits geprägt durch die sich herausbildende experimentelle Phonetik und andererseits durch neue Medientheorien. Für die Standardisierung von Papier wiederum, stellen sich epistemische Grossprojekte als bedeutsam heraus, die versuchten, das Wissen über die ganze Welt in Bibliotheken zu vereinen. Diese versetzten ihrerseits die Möbelgestaltung unter Druck. Diesen Veränderungen diente das Büro als Kristallisationspunkt. Das neuartige Dispositiv zog in den 20ern die Aufmerksamkeit der Arbeitswissenschaften auf sich. Während diese mittels Eignungstests und ‚rationalem‘ Bürogerät die ‚Geistesarbeit‘ effizienter machten, brachten sich Gestalter mit ihren Artefakten in die Rationalisierung der Büroarbeit ein. Insofern stand nicht bloss das Sehen auf dem Spiel – tatsächlich ging es der Neuen Typografie um das Zusammenspiel von Papier und sämtlichen Sinnen.